Volkswirtschaftliche
Betrachtungen
Nicht vom Flugbetrieb getragene
Kosten für zusätzliche Flugbewegungen
Ermittlung
externer Kosten des Flugverkehrs am Flughafen Frankfurt/Main
Aus
einer Studie
die für den Flughafen Frankfurt
zur Ermittlung der externen dh. nicht vom Flugverkehr selbst getragenen
Kosten
(Universität Stuttgart, Institut für
Energiewirtschaft und Rationelle
Energieanwendung, 2003, Stephan A. Schmid et.al), ergibt sich, dass
diese von
der Allgemeinheit zu tragenden Kosten, durch weitere Flugbewegungen
signifikant
zunehmen. Eine weitere Zunahme des Flugverkehrs führt in
dieser Studie in
Abhängigkeit von der geplanten Pistenvariante zu einer mehr
oder weniger
starken Erhöhung der gesamten externen Kosten, die auch bei
der günstigsten
Variante auf Grund der Erhöhung der Anzahl der Flugbewegungen
höher sind als
die der Nullvariante. Die
folgenden Abbildungen zeigen zunächst marginale
(d.h. durch zusätzliche Flugbewegungen verursachte), externe
(d.h. nicht vom
Flugverkehr selbst getragene) Kosten für je eine Landung und
einen Start in
Abhänigkeit von der Flugroute.
Die
folgende Abbildung zeigt
zunächst beispielhaft marginale externe Kosten
(zusätzliche nicht vom
Flugverkehr getragene Kosten) für eine Flugroute, bei der die
Lärmkosten
besonders gering sind:

Gesamte
marginale Kosten für Start und Landung am Tag
(zwischen 6 Uhr und 18 Uhr) für Flugrouten mit niedrigen
externen Kosten
bezüglich Lärm, (18KIR-L bezeichnet die Abflugroute)
Die
untere Abbildung zeigt dagegen
die Bewertung einer Flugroute die nach dem Start dicht besiedeltes
Gebiet
überfliegt, sodass besonders hohe marginale externe Kosten
entstehen,außerdem
führt die Nachtbewertung zu höheren Werten.

Gesamte
marginale Kosten für Start und Landung in der
Nacht, Flugrouten mit hohen externen Kosten bezüglich
Lärm (07N-L bezeichnet
die Abflugroute)
Das
folgende Zitat fasst die beiden Abbildungen recht gut zusammen:
Zur
Ermittlung marginaler externer Kosten, also der externen Kosten, die
durch Start oder Landung eines zusätzlichen Flugzeugs
entstehen, wurden eine
Vielzahl von Rechnungen mit verschiedenen Flugzeugtypen und
verschiedenen
Flugrouten durchgeführt. Dabei
zeigte sich, dass die gewählte
Abflugroute einen erheblichen Einfluss auf die marginalen externen
Kosten des
Lärms hat,
daneben ist auch die Zeit des Starts und der Landung
(tagsüber, abends
oder nachts) entscheidend.
Überträgt
man diese Studie auf den Ausbau des Schwechater Flughafen so,
ergibt sich eine sehr hohe Analogie zwischen der ungünstigeren
Flugroute in
Frankfurt 07N-L und Starts von
der 3. Piste Richtung Liesing.
Dazu
ist auch noch anzumerken, dass die Beeinträchgigung durch
Fluglärm
in der oben zitierten Studie und deren monetäre Bewertung eher
niedrig
angesetzt wurden. Nach den aktuellen Untersuchungsergebnissen, die von
der Working Group assessment of exposure to noise der EU berichtet
wurden,
ist eine weitaus höhere Störwirkung als bisher
angenommen nahezulegen,
was auch zu einer höheren monetären Bewertung der
externen Kosten führt (siginifikante
Störwirkung bereits bei einem Lden von 44 DB).
Weiters
sind in der oben angeführten Studie keine Subventionierungen
durch Steuerprivilegien (siehe Subventionierung) berücksicht
und auch die
übrigen Kosten eher verhalten geschätzt worden.
Geht
man bei einer Erweiterung des Flughafens von zusätzlichen 300
Starts und Landungen pro Tag aus, die die bei der geplanten Lage der 3.
Piste, nur
noch über sensible Gebiete führen können und
rechnet man auch nur mit 1000 €
externe marginale Kosten pro Kombination aus Start und Landung, so
kommt man
auf 300.000 € täglich oder 110 Mio €
jährlich, mit der die geplante Erweiterung
des Flughafens am bestehenden Standort
die Volkswirtschaft belasten würde.
Volkswirtschaftliches Optimum
und marktwirtschaftliche Bedenken gegen eine dritte Piste
Generell
sieht es so aus, als ob das Wachstum des Flughafens Wien das
volkswirtschaftliche Optimum spätestens 2004
überschritten hat, da sich die
Auswirkungen des Wachstums spätestens seit dann stark negativ
bemerkbar machen.
So sind die Grundbedürfnisse der Flugkunden schon im Jahr 2000
abgedeckt
gewesen. Durch das künstliche Wachstum in den letzten Jahren
werden aber
bereits vermehrt sensible Gebiete, die sich durch geringen
ortsüblichen Lärm
und durch eine relativ hohe Bevölkerungsdichte auszeichnen
überflogen. Ein
typisches Beispiel dafür sind die Liesinger
Grünruhelagen, deren Bewohner seit
2004 massiv unter dem Fluglärm zu leiden haben.

Daher
sind Forderungen nach einem weiteren Ausbaus des Flughafens an
diesem Standort volkwirtschaftlich gesehen mehr als bedenklich. Das
derzeit
beobachtete Wachstum beruht darauf, dass der Flugverkehr seine Kosten
nur
teilweise selbst trägt und dieser zusätzlich von der
öffentlichen Hand durch
Steuerprivilegien gefördert wird (siehe 5.4
Subventionierung
des Fliegens durch die Allgemeinheit).
Die derzeitige Situation
ist also einseitig dereguliert und widerspricht damit selbst den
Mechanismen
der freien Marktwirtschaft.
Da zu
hoffen ist, dass der Flugverkehr die von ihm verursachten Kosten
in der Zukunft mehr und mehr tragen muss, ist die Investition
in eine 3. Piste möglicherweise nicht nur volkswirtschaftlich
unsinnig, sondern
auch marktwirtschaftlich betrachtet hoch riskant, da die mit
einer
Internalisierung der externen Kosten verbundene Erhöhung der
Ticketpreise
automatisch zu einer Reduktion vermeidbarer Flüge
führen wird. Gleiches gilt auch
für den Zeitpunkt, zu dem der Nachfrage nach Erdöl
nicht mehr nachgekommen
werden kann, wofür eine dramtische Erhöhung der
Erdölpreise prognostiziert ist (Peak
Oil Szenario).
Klimaschutz
Nach
einer Studie des Verkehrsclubs Österreich gibt es einen
alarmierenden
Anstieg der Treibhausgas-Emissionen des Flugverkehrs in
Österreich. Allein im
Vorjahr verursachte der Flugverkehr 2,14 Mio. Tonnen CO2. Demnach haben
die
Emissionen des Flugverkehrs in der Höhe eine um das 2,7-Fache
höhere negative
Klimawirkung als am Boden. Alleine damit
schon ist der Flugverkehr für
mehr als ein Viertel der vom österreichischen Verkehr
verursachten
Klimaerwärmung durch CO2 verantwortlich.

Die
größte Umweltbelastung
stellen Kurzstreckenflüge unter 500 Kilometer Entfernung dar.
Pro
Personenkilometer verursachen diese Kurzflüge um 60 Prozent
mehr CO2 als dein
Pkw und sogar sieben Mal so viel CO2 als der
ICE-Hochgeschwindigkeitszug.
Auch
der scheinbar harmlose Wasserdampf kann Wirkung aufs Klima haben.
Aus den Kondensstreifen der Flugzeuge bilden sich häufig
Wolken, die wie ein
Glasdach eines Treibhauses wirken und zur Erderwärmung
beitragen.
WissenschaftlerInnen der University of Wisconsin verzeichneten zum
Beispiel
während des dreitägigen Flugverbots in den USA nach
den Anschlägen vom 11.
September, dass es in diesen Tagen nachts um mehr als ein Grad Celsius
stärker
abkühlte als durchschnittlich in den Jahren 1971 bis 2000.
Eine Trendwende der Verkehrspolitik
ist unbedingt notwendig: Während Billigflieger im
innereuropäischen Verkehr
steile Zuwachsraten verzeichnen, wurden die Direktzüge von
Wien nach Amsterdam
und Brüssel eingestellt. Kein Wunder also, dass die Bahn
Marktanteile verliert.
Aber wozu sich in ein Flugzeug
zwängen, wenn man nach Berlin, Paris oder Rom auch bequem mit dem Nachtzug fahren
kann? Oft wird das
Zeitargument angeführt. Das ist allerdings relativ, wenn man
bedenkt, dass man
mit Anreise zum Flughafen, Einchecken, Flug und Verspätung oft
einen halben Tag
unterwegs ist, während man mit dem Nachtzug gleich nach dem
Frühstück im
Stadtzentrum ankommt. Voraussetzung für solche
geänderte Reisegewohnheiten wäre
allerdings, dass es bequeme und preisgünstige Zugsverbindungen
gibt und dass
das Fliegen nicht mehr mit unverschämt billigen Lockangeboten
werben kann.
Auf Langstrecken gibt es wohl keine realistische Alternative zum
Flugzeug. Doch
wer nur deshalb in die "DominikanischeRepublik" fliegt, "weil es
halt so billig ist", kann sich auch mit Spanien oder Tunesien
begnügen.
Das Klima und unsere Kinder werden es danken. Aber wie kann Fliegen
überhaupt
so billig sein?
Subventionierung des Fliegens durch die
Allgemeinheit
- Flugbenzin ist unbesteuert: Während
Autofahrer für Treibstoff Mineralölsteuer zahlen und
auch Strom und Diesel der
ÖBB besteuert werden, werden für Kerosin keinerlei
Abgaben eingehoben. Dabei
könnte Österreich für Inlandsflüge
und für solche in EU-Länder, die ebenfalls
eine Kerosinbesteuerung wollen, diese Steuergeschenke aufheben.
- Flugtickets sind steuerfrei: Während
mit jeder Eisenbahnfahrkarte zehn Prozent Umsatzsteuer zu bezahlen ist,
ist bei
Tickets von Auslandsflügen keine Mehrwertsteuer
fällig.
- Der Flughafen ist von der Grundsteuer
ausgenommen.
- Flughafeneinrichtungen wie die 2.
Piste wurden aus Steuermitteln finanziert.
- Billigflieger bekommen Zuschüsse:
Billiglinien wie Ryan Air werden dafür bezahlt, bestimmte
Regionalflughäfen
anzufliegen. Finanziert wird dies - direkt oder indirekt - von der
Allgemeinheit.
- Subventionen für die
Flugzeugindustrie: Airbus kassiert für die Entwicklung neuer
Flugzeugtypen
milliardenschwere Subventionen aus EU-Steuergeldern.
Frage der Gerechtigkeit
Steuergelder, die nicht gerecht
eingesetzt werden. Laut Statistik des Flughafen Wien reist nur jede/-r
siebente/-r ÖsterreicherIn pro Jahr mit dem Flugzeug in den
Urlaub. Die
überwältigende Mehrheit wird sich also in kein
Flugzeug setzen. Trotzdem
bezahlen wir alle die Steuergeschenke, Subventionen und
natürlich auch die
Klimaschäden. Es ist daher eine Frage der Gerechtigkeit, dass
auch Fliegen einen
fairen Preis hat.