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Grünlage
– mit Fluglärm-Garantie
Rund 16.000 Einflüge pro Jahr belasten Wiens Westen
– und stören meistens, weil sie bei Schönwetter
erfolgen
Insgesamt schon fast 260.000 FlugBewegungen. Dialogforum und Gegner nicht immer einer Meinung. Wien. Wer einen Balkon, eine Terrasse oder einen (Schreber-)Garten im Süd-Westen Wiens, speziell in den Bezirken 13, 14, 23 und teilweise auch 10 sein Eigen nennt, kennt das Problem: Kaum ist es einmal schön und man begibt sich ins Freie, dröhnt es im Minutentakt über den Köpfen. Der Grund: Einflüge zur Piste 11 des Flughafens Schwechat, die an diesen Tagen wegen Südostwind (ausschließlich) dort landen können. "Sind eh nur zwölf Prozent vom Gesamtflugaufkommen", argumentiert man seitens des Flughafens Wien. Doch dieses steigt insgesamt um 6,3 Prozent pro Jahr. Als krasse Einschränkung der Lebensqualität respektive Grundstücksentwertung sehen es zudem die Betroffenen. Das sind immerhin rund 376.000 Wiener in den genannten vier Bezirken, die noch dazu – zumindest teilweise – zu den grünen, "ruhigen" und damit teuren Randlagen der Stadt zählen. Offiziell wollen Immobilienmakler noch nichts zum Thema sagen, tatsächlich ist Fluglärmbelastung aber längst ausschlaggebend für viele, die ein Grundstück oder eine Wohnung suchen (oder abgeben wollen), was die Preise in den genannten Gegenden mittelfristig wohl drücken wird. Das aufgrund der vielen Beschwerden mittels "Mediationsvertrag" im Jahr 2000 gegründete "Dialogforum", eine Vereinigung aus Flughafen, Austro Control, Austrian Airlines, Umweltanwaltschaften, Vertretern Wiens, Niederösterreichs, des Burgenlandes und der Gemeindekonferenz, ist selbst nicht unumstritten: Viele Fluglärmgegner bezeichnen es mittlerweile als "Beschwichtigerverein" und "Feigenblatt" des Flughafens, das gegen die Wurzel allen Übels, nämlich die kommerziell bedingte laufende Erweiterung des Flugbetriebes, nichts tun könne und wolle. Forum-Leiter Wolfgang Hesina sieht das naturgemäß anders: "Wir sind neutrale Mediatoren, bringen Themen auf den Tisch und schauen auf Chancengleichheit". Dass er sein Gehalt vom Flughafen Wien bezieht, ändere nichts daran. Zu den Einflügen im Westen meint Hesina, dass "die sich zahlenmäßig in den letzten Jahren kaum verändert haben, aufgrund eines neuen Auffädel-Verfahrens aber merkbarer geworden sind". Flughafen-Sprecherin Brigitta Pongratz verweist auf die freiwillige Selbstkontrolle durch das System "Fanomos" aus 14 fixen und 3 mobilen Lärmmess-Stellen. Diese messen aber fast ausschließlich im Wiener Südosten, also rund um den Flughafen – Daten aus der Einflugschneise im Südwesten konnte die "Wiener Zeitung" keine bekommen. "Die Einflüge im Westen sind in den letzten Jahren nicht mehr geworden, aber sie verteilten sich durch ein neues Sammelsystem anders, was zu einer höheren Bemerkbarkeit geführt hat", erklärt es Hesina (siehe Grafik). Ziel des Forums sei es, den Anteil an West-Einfliegern auf elf Prozent (derzeit: 11,7) zu drücken – was allerdings nicht viel nützt, wenn die Flugbewegungen insgesamt – so wie im Vorjahr – um 6,3 Prozent ansteigen. Kein Wunder also, dass insgesamt 27 Bürgerinitiativen versuchen, mit anderen Mitteln gegen die steigende Umweltbelastung vorzugehen. So gibt es zum genannten Mediationsverfahren um den Flughafenausbau der letzten Jahre bereits eine Beschwerde an die EU-Kommission. Nachträgliche UVP Die Wiener Rechtsanwältin Susanne Heger hat darin darauf hingewiesen, dass die Pflicht zur Umweltverträglichkeits-Prüfung (UVP) definitiv verletzt wurde – und in Brüssel Recht bekommen. "Die Republik Österreich darf nun die UVP nachholen", berichtet Heger der "Wiener Zeitung". Geschehen soll das in Form eines Ex-Post-Verfahrens, bei dem alle Umweltauswirkungen nach Beginn des Projekts bewertet und überprüft werden. Ein erster Vorschlag, wie diese Prüfung aussehen könnte, wurde von der EU abgeschmettert. Vor allem stellt Brüssel die Frage, was überhaupt die Flughafen-Mediation war. Anwältin Heger – "Ich bin entsetzt über den Mediationsvertrag!" – fühlt sich dadurch in ihrer Kritik bestätigt. Sie spricht davon, dass die Flughafen-Ziele politisch durchgeboxt worden seien, ohne tatsächlich auf die Wünsche der Bevölkerung Rücksicht zu nehmen. Zudem sei es berufstätigen Bürgerinitiativenvertretern schier unmöglich gemacht worden, an den Sitzungen des Mediationsverfahrens teilzunehmen: "Das waren in zweieinhalb Jahren 146 Sitzungen, die teilweise bis zu sechs Stunden dauerten." Noch dazu seien etliche unnötige politische Kleinkriege ausgetragen worden, "gelöst wurde das Problem aber nicht", ärgert sich Heger, in deren Kanzlei mittlerweile ein 50 Zentimeter dicker Akt liegt. Doch das nächste Problem – die geplante Piste 3 – lauert bereits: Diese Piste, deren UVP in Kürze beginnen soll, verläuft nämlich parallel zur umstrittenen Piste 11 – was wesentlich mehr Flüge über Wiener Stadtgebiet erwarten lässt. Politisch ist Flughafen-Miteigentümer Stadt Wien in der Zwickmühle: Will man noch mehr Gewinne einfahren, oder besinnt man sich der Leiden lärmgeplagter Bürger? Freitag, 26. Oktober 2007 |
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Originallink:
http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3902&Alias=wzo&cob=309338¤tpage=0
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