ich danke für
Ihre untenstehende Mail.
Sie, ..., wissen besser als ich, immerhin sind Sie Mitglied der
BI Liesing gegen Fluglärm und gegen die 3. Piste, dass mit Anfang August die
Einspruchsfrist gegen die dritte Piste abgelaufen ist.
Dieses Verfahren
ist auch der Raum um die Einwände und Interessen - rechtwirksam - geltend und
zum Verhandlungsgegenstand zu machen. Und erst das Ergebnis des Verfahrens, so
es ein Endgültiges ist, die Ausschöpfung des Rechtsweges ist ein dazugehöriges
legitimes Rechtsmittel, ist ein konkret Verbindliches.
Bei aller
Betroffenheit, für die ich Verständnis habe, bitte ich Sie, aber auch das zu
berücksichtigen.
Damit zu Ihren
Fragen:
1) Sind Sie für
die Verwendung alternativer Flugrouten mit möglichst wenig Betroffenen und damit
für die vollständige Rücknahme sämtlicher der erst seit 2004 (!) bestehenden
Flugrouten über Liesing?
Alternative
Flugrouten - z.B. über die Borealis-Gründe - sollten aber jedenfalls genutzt
werden.
3) Welche
Maßnahmen werden Sie treffen, um lärm schonende Anflugverfahren im allgemeinen
und den verpflichtenden lärmarmen, kontinuierlichen Sinkflug über Wien
durchzusetzen, welcher den 10., 13., 14. und 23. Bezirk massiv entlasten
würde?
Ich werde gerne
jede Maßnahme unterstützen, die, wenn, die geringst mögliche Belastung der
betroffenen Anrainer sicherstellt. Dazu werde ich auch alle parlamentarischen
Mittel nutzen um diese Lösungen voranzutreiben.
Ganz wesentlich
werden die Lösungen und Möglichkeiten aber auch davon abhängen, was und wie die
betroffenen Bezirke/Anrainer und die Stadt Wien selbst reagieren und agieren
sowie verhandlungsbereit sind.
Alles aber immer
im Rahmen und auf dem Boden der Rechtsstaatlichkeit; auch in der Akzeptanz von
Entscheidungen.
4) Unterstützen
Sie persönlich den rigorosen Ausbau der Drehscheibenfunktion des Wiener
Flughafens mit derzeit rd. 6 Mio. Transitfluggästen bei stark steigender Tendenz
(Wien als moderne Form der Transithölle Inntal!) ODER vertreten Sie die
Interessen der vom Fluglärm Betroffenen für eine Rücknahme dieser Strategie, die
zu einer signifikanten Reduktion der Flugbewegungen über Ihren Wahlkreis führen
würde?
Wie wäre es mit
sowohl als auch?
Einerseits
braucht Wien und Wien-Umgebung einen leistungsfähigen Flughafen um als
Wirtschaftsstandort attraktiv zu bleiben, andererseits darf das nicht darin
enden, dass die Menschen im Umfeld ihre Lebensqualität
verlieren.
Und ich habe, ich
wiederhole mich, vollstes Vertrauen in die Rechtsstaatlichkeit der Verfahren,
die diese Lösungen im Für und Wider der Interessen, aber auch der
Gemeinsamkeiten, finden werden.
5) Wie ist Ihre
Haltung zum Bau einer dritten Piste? Wenn ABLEHNEND, was werden Sie tun, um
diese Haltung durchzusetzen? (bekanntlich halten Wien und das Land NÖ je 20% am
Flughafen).
So weit ich
informiert bin, und Experten und Fachmeinungen höre, soll gerade die dritte
Piste auch den Spielraum bringen, den Sie für sich einfordern, nämlich einen
Lastenausgleich der betroffenen Anrainerteile.
Denke, das
wird/ist Bestandteil des Verfahrens auch.
6) Wie ist Ihre
Haltung zu einem strikten Nachtflugverbot über Wien und wann soll dieses
gelten?
Die derzeitige
Regelung ist, wird mir gesagt, schon relativ weitreichend. Wenn eine Erweiterung
erreicht werden kann und beispielsweise auch wirtschaftlich vertretbar ist, bin
ich der erste der diese Lösung mitunterstützt bzw. einfordert. Möglicherweise
ist das ja auch ein Puzzlestein der Gesamtlösung, die anzustreben bzw. zu finden
ist.
7) Sind für
oder gegen höhere Lärmschutzgrenzwerte für Fluglärm, d.h. würden Sie konkrete
Gesetzesvorlagen für niedrigeren Fluglärm einbringen oder unterstützen?
Entweder - oder,
für oder gegen? Unsere global vernetzte Welt verlangt mehr und mehr nach
flexiblen Lösungen in einem sowohl als auch. Also das Eine tun, das Andere nicht
lassen zum Beispiel. Ziel ist und muss sein, die Belastung der Betroffenen so
gering wie möglich zu halten, keine Frage.
Wir müssen aber
auch in Forschung und Entwicklung investieren, um mit Hilfe von - vernetztem -
Wissen, Erfahrung und Technik immer bessere Lösungen für dieses sowohl als auch
zu finden.
8) Sind Sie für
Kostenwahrheit im Verkehr und damit für die Abschaffung der Steuerprivilegien
des Flugverkehrs (keine Grundsteuer, keine Mineralölsteuer, keine Ticketsteuer)
und eine Anhebung der Überflugs- und Landegebühren auf zumindest deutsches
Niveau um den Transitverkehr im österreichischen Luftraum zu reduzieren (Ende
des Gebührendumpings)?
... ich denke, wir sollten in diesen Fragen den Experten und einer
Gesamtlösung, nicht Einzelmaßnahmen, das Wort
reden.
Aber
selbstverständlich sind wir für Kostenwahrheit und Transparenz von Kosten und
wir befürworten auch eine gestaffelte Gebührenpolitik durchaus auch mit dem
Steuerungsziel der Reduzierung von Schadstoff- und
Lärmemissionen.
Einfach nur die
Gebühren zu erhöhen, das ist mit Sicherheit kein zielführender Weg, wie allein
schon die Stadt Wien vorzeigt.
mit freundlichen
Grüßen
Dr. Wolfgang
Schüssel
ÖVP-Klubobmann