Grundsätzliches
• Wien hätte gut
verhandelt, wenn es den Flughafen zu einer Neuausrichtung des Pistensystems und
zu einer moderaten Tarifstruktur gebracht hätte. Stattdessen wurde die Piste
11/29 in Richtung Wien verlängert und top ausgebaut, was sich dramatisch auf
Wien ausgewirkt hat, und die Tarife des Flughafens 15 % unter jene der
Mitbewerber gesenkt. Das Ergebnis: ein Massenandrang an
Billigairlines.
• Wien hat den
Grundsatz der Mediation mitgetragen, dass der Flughafen in seiner Entwicklung
keinerlei Einschränkungen erleiden darf. Es wurde nur die Verteilung der
Belastung ausverhandelt.
• Nur eine UVP
hätte Auflagen für den Flughafen gebracht; Wien hat aktiv daran mitgewirkt, dass
es zu keiner UVP kam. Deswegen ist jetzt auch ein
EU-Vertragsverletzungsverfahren anhängig.
• Wien hat als 20
%-Eigentümer des Flughafens für seine eigene Tasche verhandelt und dabei
vorgegeben, für die Bürger einzutreten. Dies ist eine unethische
Doppelvertretung für zwei Seiten mit einander zuwiderlaufenden Interessen.
Zu den einzelnen von
Ihnen aufgezählten Punkten:
1. Das
"Nachtflugverbot" stört den Flughafen kein bisschen. Was nicht auf der Piste 11
landet, geht eben über die Piste 16 hinein, die Kapazität einer ganzen Piste ist
über Nacht mehr als reichlich. Den Donaustädtern wird das Recht auf ungestörten
Schlaf nicht zugestanden. Ein echtes Nachtflugverbot würde alle Wiener schlafen
lassen.
2. Von „nur“ 11,5 %
der Landungen zu sprechen ist eine Verhöhnung. Hier ist ehrlich von
16.000-20.000 Landungen pro Jahr – nach oben hin beliebig offen, mit
Konzentration an Schönwettertagen, insbesondere an Sonntagen, zu sprechen. Zum
Vergleich: 1997 waren es mit 7293 Landungen noch 9,3%. (…… 11,5% bzw.
17.000-20.000 Landungen Verhandlungserfolg?)
3. Zu behaupten es
gäbe keine Starts über das Wiener Stadtgebiet ist schlicht unwahr. Die
Starterroute STO3C führt über den 23. Bezirk (schauen Sie sich doch einmal
Fanomosaufzeichnungen an!), zahlreiche Flugzeuge drehen über den 13. und 14.
Bezirk ab. Außerdem: Ein Fluglärmkorridor ist drei Kilometer breit. Es reicht
also schon aus, wenn ein Wohnbezirk „geschnitten“ wird. Dann leidet er immer
noch unter einer 1,5 Kilometer breiten Fluglärmspur.
4. Die Modernisierung
des Flugzeugparks der AUA hat immer weniger Bedeutung, denn der Anteil der AUA
am Flughafenverkehr bewegt sich in Richtung 50 %, Billigairlines dominieren
immer mehr das Geschehen am Flughafen.
5. Hier gilt im
Prinzip dasselbe wie zu Punkt 2; Immer Ergebnis werden 39 % der Landungen über
dichtest besiedeltes Wiener Stadtgebiet geführt. (…
Verhandlungserfolg?)
6. Zum Starterproblem
Donaustadt gilt das bereits zum Fluglärmkorridor über den 23. Bezirk Gesagte.
7. Die rosigen
Aussichten auf den gekurvten Anflug hat mir Ihr Büro schon mit Schreiben vom
19.6.2002 für die Piste 11 angekündigt (siehe Anhang). Fünf Jahre später
erzählen Sie die selbe Geschichte in Bezug auf die Piste 16. Warum aber ist der
gekurvte Anflug für die Piste 11 kein Thema mehr? Zur Beschleunigung unserer
Korrespondenz gebe ich Ihnen gleich selbst die Antwort: Weil der gekurvte Anflug
die Lage der dritten Piste nicht ermöglichen würde. Nur nebenbei: Wir können
beweisen, dass die Lage der dritten Piste bereits vor der Mediation
festgestanden ist – es ging in der Mediation nie um die Frage, wie eine Piste im
Hinblick auf die Belastung der Bevölkerung gelegt werden muss, sondern
ausschließlich um die Maximierung der Kapazität des Flughafens und die
Verteilung der daraus resultierenden Belastung. In das
Kapazitätsmaximierungsprogramm passt der gekurvte Anflug auf die Piste 11 eben
nicht hinein.
Zu den weiteren vier
Absätzen Ihres Schreibens:
Zu Ihrer Ausführung,
die Vereinbarung aus der Mediation sei bisher nachvollziehbar eingehalten
worden, muss ich Sie fragen, was daran Besonderes sein soll? Die
Mediationsergebnisse haben sich ausschließlich an den Interessen des Flughafens
orientiert.
Was an der Tätigkeit
des Dialogforums Positives sein soll, kann ich leider ebenfalls nicht erkennen.
Dem Dialogforum ist zu verdanken, dass die Belastung des 14. Bezirks weiter
gesteigert wurde. Der nördliche Einflugtrichter wurde zugeklappt, das heißt aus
politischen Gründen schwach belastetes Gebiet entlastet und schwer belastetes zu
schwerst belastetem gemacht. Im Übrigen hat es gegen die Bündelung des
Flugverkehrs über Penzing 3000 Unterschriften gegeben – der Stadt Wien ist diese
Meinungsäußerung der Bevölkerung sichtlich egal.
Hinsichtlich Ihrer
Lobhudelei, es sei ein Standard erreicht worden, der über das europäische Niveau
hinausgeht, muss ich Sie daran erinnern, dass die Vertreter der Republik
Österreich vor wenigen Tagen der EU-Kommission einen Vorschlag für eine ex-post
UVP bezüglich der Ausbauten des Flughafens der letzten 10 Jahre unterbreitet
haben, um dem EU-Vertragsverletzungsverfahren wegen Unterlassung der UVP beim
Ausbau des Flughafen zu entkommen.
Die Betroffenen an
das Umwelttelefon des Flughafens zu verweisen, macht wenig Sinn. Davon wird
nichts besser, bestenfalls kann man ein bisschen Wut ablassen, ansonsten erhöht
es nur die Telefonrechnung.
Zu Ihren
Ausführungen, die dritte Piste würde die Piste 11 und somit die
Westeinflugschneise entlasten, muss ich Sie daran erinnern, dass nach den
Ergebnissen der Mediation die Piste 16 für Landungen weitgehend eingestellt
werden wird. Diese Belastung wird neben dem weiteren Anstieg der Landungen von
der Piste 11 und der 3. Piste aufzufangen sein. Wie soll es unter solchen
Umständen zu einer „Entlastung“ kommen? Übrigens: auch die zweite Piste wurde
unter Verweis auf den Entlastungsschmäh gebaut.
DAMIT STEHT FEST,
DASS DIE STADT WIEN DIE LEBENSQUALITÄT WEITER TEILE WIENS ZUR VERNICHTUNG BIS
HIN ZUR GESUNDHEITSSCHÄDIGUNG IM INTERESSE DES FLUGHAFENS FREIGEGEBEN HAT UND
FÜR DIE BETROFFENEN KEINE HOFFNUNG MEHR LÄSST, JEMALS WIEDER LEBENSQUALITÄT ZU
ERLANGEN.
Syndikatsvertrag
zwischen Wien und Niederösterreich als Aktionäre des
Flughafens
Wien und
Niederösterreich haben als Aktionäre des Flughafens Wien einen Syndikatsvertrag
abgeschlossen. Ich ersuche um Offenlegung dieses Syndikatsvertrages. Alle
Wiener und Wienerinnen, die von den Belastungen des Flughafens betroffen sind,
haben einen moralischen Anspruch darauf, die Wahrheit zu
erfahren.
Mit freundlichen
Grüßen
Dr. Susanne Heger
--
Dr. Susanne Heger
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