Wie Sie sicherlich wissen, ist der 23. Bezirk sowohl durch den Bezirksvorsteher als auch durch Vertreter der Bürgerinitiative „Gegen Abfluglärm Liesing“ im Mediationsverfahren bzw. im Dialogforum des Flughafen Wiens vertreten. Das Dialogforum wacht über eine möglichst „gerechte“ Verteilung der An- und Abflugrouten und über die Einhaltung der im Mediationsverfahren getroffenen Vereinbarungen. Diese Vereinbarungen sehen Obergrenzen der Belastung durch Fluglärm vor und schränken den Flugverkehr zeitlich ein. So darf die über Liesing führende Abflugroute StOxC in der Zeit von 21.00 Uhr bis 07.00 Uhr (+ / - 10 Minuten) nur in Notfällen benützt werden. Die getroffenen Vereinbarungen werden auch zu 98 % eingehalten.
Was die Überflugfrequenz im 23. Bezirk anbelangt, konnte die Anzahl der Überflüge seit 2005 kontinuierlich gesenkt werden, dies nicht nur nach Prozentwerten, sondern auch in absoluten Zahlen. Gab es 2005 noch 12.890 Abflüge über StOxC, waren es 2007 „nur“ noch 10.109 und dies, obwohl das Flugaufkommen insgesamt infolge der enormen Nachfrage stark gestiegen ist. Dies ist ein Erfolg von Bezirksvorstehung und Bürgerinitiative bei den Verhandlungen im Dialogforum.
2003 gab es praktisch keine Überflüge über Liesing - weder unter Tags noch in der Nacht. Diese wurden erst durch die Beschlüsse des so genannten Mediationsverfahrens eingeführt, bei der ein Flugroute von Niederösterreich auf das dichtest besiedelte Liesing verlegt wurde. Eine Erhöhung der Anzahl der Überflüge Starts über Liesing von 0 im Jahr 2003 auf 10.109 kann man wohl kaum als Erfolg werten. Das zwischen 21:00 und 7:00 nicht über Liesing geflogen wird, ist leider unrichtig.
Eine gänzliche „Befreiung“ des Gebietes von Liesing vom Fluggeschehen ist absolut unrealistisch, vor allem auch weil die Nachfrage nach Flugreisen weiter steigt. Vom Flugverkehr betroffen sind alle Bezirke rund um den Flughafen, insbesondere auch die NÖ-Nachbarbezirke Mödling und Baden. Die Flugzeuge, die über Liesing fliegen, jetzt auch noch den Bewohnern der Nachbarbezirke aufzubürden, wäre wenig fair und würde von diesen auch nicht akzeptiert werden.
So wie auf der Website des Flughafens behauptet wird, sollten aber Starts und Landungen so erfolgen, dass möglichst wenig Menschen vom Fluglärm betroffen sind. Daher sollten Starts auch über unbesiedelte oder möglichst dünn besiedelte Gebiete erfolgen, zu denen Liesing mit seinen 90.000 Einwohner wohl kaum zu zählen ist. Auch die Stadt Mödling, Baden und die noch immer sehr dicht besiedelten Gebiete dazwischen würde ich nicht dazu zählen. Zur Illustration finden Sie hier eine Bevölkerungsdichtekarte, aus der Sie leicht ersehen können, wo sinnvollerweise geflogen werden sollte - zumindest um die violetten und roten Gebiete mit der höchsten Bevölkerungsdichte herum (dh. irgendwo südlich von Baden bwz. östlich von Großenzersdorf). Dort wo dann immer noch über Menschen geflogen werden muss, müssen diese vollständig entschädigt werden.
(rot bzw. blau sind alle Starts bzw. Landungen eingezeichnet die Liesing betreffen)
Ziel kann daher nur sein – und darum bemüht sich das Dialogforum – An- und Abflugstrecken so zu optimieren, dass die Lärmbelastung möglichst gering bleibt oder wird und dass die gesamte Last möglichst gerecht aufgeteilt wird.
Möglichst geringe Lärmbelastung kann doch nur bedeuten, dass möglichst wenig Menschen vom Fluglärm betroffen sind. Eine gleichmäßige Aufteilung über dichtest besiedeltes Gebiet widerspricht nicht nur dem Grundsatz einer möglichst geringen Lärmbelastung sondern den gesetzlichen Luftverkehrsregeln und dem Hausverstand, schafft diese doch eine maximale Anzahl von Gesundheitsgeschädigten.
Dazu finden jährlich Dutzende Sitzungen und Besprechungen des Dialogforums und seiner Arbeitsgruppen statt.
Wozu das Dialogforum Sitzungen abhält entzieht sich meiner Kenntnis - die Ergebnisse davon waren jedenfalls eine weiter Belastung von Teilen Liesings durch die 2006 eingeführte Landeroute. Der aus den Beschlüssen des Mediationsverfahrens und Dialogforums resultierende Fluglärm wird mittlerweile von 4 kalibrierten Lärmmessstationen der BI-Liesing online gemessen und im Internet (http://www.eans.at/) publiziert.
Mit freundlichen Grüßen
Erich
Enengl
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