Subject: Antwort auf eine Beschwerde über den Fluglärm im 23. Bezirk durch die Flughafenhotline und Kommentar dazu
 
Flughafenhotline: Es ist unbestritten, dass insbesondere im Zusammenhang mit der hervorragenden Entwicklung der Wirtschaft, des Lebensstandards und damit verbunden der Erhöhung der Urlaubs- und Geschäftsreisen der Flugverkehr in den letzten Jahren gestiegen ist. Der Zusammenhang ist deshalb gegeben, da Flugzeuge nur dann in Wien starten oder landen, wenn – so wie derzeit eben vorhanden – eine Vielzahl von Geschäftsreisenden und Touristen eine entsprechende Nachfrage entstehen lassen.

Kommentar:  
Tatsächlich führen extra Belohnungen für die Airlines die Umsteigepassagiere nach Wien bringen, dass mehr als ein Drittel der Passagier Umsteigepassagiere sind. Hier geht es nur um Umsatzsteigerung auf Kosten der Bevölkerung und der Umwelt.

Flughafenhotline:
Festzuhalten ist jedoch, dass es in den letzten Jahren gelungen ist, trotz steigenden Flugverkehrs die Lärmsituation stabil zu halten, ja in manchen Bereichen sogar zu reduzieren. Dem Bericht „Verkehr in Zahlen“ für das Jahr 2007, herausgegeben vom BM für Verkehr, Innovation und Technik, ist zu entnehmen, dass trotz steigenden Verkehrs die Lärmzonen sich in den letzten Jahren nur unwesentlich verändert haben.

Kommentar:  Obwohl Fluglärm spätestens ab 40 dBA Dauerschallpegel unter Tags gesundheitsschädlich ist, hören die Lärmzonen bereits bei 45 dBA auf. Damit reicht es aus, zusätzlichen Flugverkehr auf neue Gebiete wie Liesing zu verlegen und darauf zu achten, dass der Fluglärm dort unter 45 dBA bleibt, um die Statistik zu beschönigen. Dass die Lärmkarten unzureichend sind, wurde übrigens im Rahmen der UVP zur 3. Piste bereits 2008 vom Umweltministerium kritisiert.

Flughafenhotline: Darüber hinaus kann für Wien-Liesing bzw. die von den Starts auf Piste 29 betroffenen Wiener Bezirke festgehalten werden, dass sich der äquivalente Dauerschallpegel an der Messstelle Siebenhirten (maßgebend für Wien-Liesing) in den letzten Jahren vermindert hat. So lag dieser im Jahr 2008 bei 39,3 dB(A), im Jahr 2009 bei 37,8 dB(A) und im ersten Halbjahr 2010 bei 36,9 dB(A). In Verbindung mit den immer leiser werdenden Luftfahrzeugen ist es daher nicht nachvollziehbar bzw. entbehrt jeder objektiven Grundlage, dass von einem „Stillstand“ der Situation gesprochen wird.

Kommentar
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Die durchschnittliche Erfassungsquote der Lärmmessstation in Siebenhirten lag 2009 nur bei rund 25%. Der damit ermittelte LEQ-Wert ist grob falsch. So ergibt eine Hochrechnung für 100% Erfassungsquote für 2009 Werte zwischen 43 und 44 dB(A) . Die Erfassungsquote im 1. Halbjahr 2010 lag hingegen nur noch bei 16%, der hochgerechnete LEQ damit nur noch knapp unter 45 dB(A) . Tatsächlich wäre sogar aus den grob unvollständigen Messwerten des Flughafens auch noch eine Steigerung des energetisch gemittelten Maximalpegels von 66,8 auf 67,4 dB(A) abzulesen. Was also hier einer objektiven Grundlage entbehrt sind die Behauptungen der Flughafen-Hotline.

Flughafenhotline:
Dies ist nicht zuletzt ein Erfolg des Mediationsverfahrens und des Dialogforums, in dem die Stadt Wien erfolgreich Maßnahmen zur Reduzierung der Belastung der Wienerinnen und Wiener gefordert hat. Als wohl wesentlichstes Element ist die Nachtflugregelung für die Landerichtung 11 zu bezeichnen, die dazu geführt hat, dass ab 2004 die Landung 11 im Normalfall zwischen 21:00 und 07:00 gesperrt ist.

Kommentar: Das hilft den Liesingern die vor 2004 weder unter Tags noch in der Nacht Fluglärm hatten nichts. Und für Liesing gibt es nicht einmal eine Nachtflugregelung, die sicherstellt, dass zwischen 21:00 und 7:00 in der Früh nicht mehr über Liesing geflogen wird.

Flughafenhotline:  Wir möchten weiters die Situation in Erinnerung rufen, die ohne Änderung der Abflugstrecke im Jahr 2004 gültig wäre:

Ohne dieser Änderungen (also ohne das Aufsplitten der STO2C/MEDIX2C/LUGIN2C in KOVEL1C/LANUX1C/LEDVA2C/MIKOV3C und in MOTIX1C/LUGIM1C, sowie die Umverteilung von mindestens 40% der Starts von Luftfahrzeuge mit nördlichen Destinationen) würden demnach anstatt von durchschnittlich 34 Flugzeugen pro Tag auf der jetzigen Strecke insgesamt 91 Flugzeuge (49 Flugzeuge mit nördlichen Destinationen sowie 42 Flugzeuge auf MOTIX1C/LUGIM1C – Stand Ende Juli 2010) auf der vor 2004 gültigen Strecke im Bereich Perchtoldsdorf, weniger als 2 km südlich der Breitenfurter Straße, fliegen.

Kommentar:  
1. ging die Flugstrecke im Bereich Perchtoldsdorf 3 km weiter südlicher und die Rechtskurve wurde deutlich später geflogen.

2. Demonstriert dieses Beispiel einleuchtend wie der Flughafen meint das Fluglärmproblem lösen zu können, nämlich durch Aufteilung auf vorher nicht betroffene Gebiete. Vielleicht sollte man den anonymen Verfasser dieser Antwort als Berater nach Ungarn schicken, um das dortige Rotschlamm-Problem zu lösen. Denn folgt man dieser Logik, würde eine Verteilung über ganz Ungarn inklusive Budapest dazu führen, dass zumindest einige der Grenzwerte wieder eingehalten werden könnten.