06. Februar 2009, 17:52
AUA-Chefs greifen Airport-Manager frontal an
Die beiden verbliebenen Vorstände fahren schwere Geschütze gegen den Flughafen Wien auf

Dem STANDARD zugespieltes Videomaterial: AUA-Vorstände Andreas Bierwirth und Peter Malanik informieren im Krisenbriefing die Mitarbeiter

Co-Vorstand Peter Malanik über den Ernst der Lage: "Wir müssen rasch reagieren"
--------------------------------------------------------------------------------
AUA-Vorstand Andreas Bierwirth über Möglichkeiten im Low-Cost-Wettbewerb

Die beiden verbliebenen AUA-Vorstände sind der Ansicht, dass der Flughafen Wien Mitschuld an der existenz-bedrohenden Misere der heimischen Airline habe. Beim Flughafen ist man darob verwundert

Wien - AUA-Vorstand Andreas Bierwirth startete beim jüngsten Krisenbriefing der Mitarbeiter (das Video davon liegt dem STANDARD vor; Ausschnitte siehe links) auch einen Frontalangriff auf den Wiener Flughafen und dessen Führung. Bierwirth wollte einen maximaler Preisnachlass für die marode Airline herausholen, aber: "Ich habe kläglich versagt, mit dem Flughafen eine Systempartnerschaft zu erreichen." Seine Erfahrungen bei Germanwings und Lufthansa waren andere: Man sitze "gemeinsam in einem Boot und rudert gemeinsam nach vorne. Aber hier geht das nicht." Es gebe lediglich "Abschöpfung von Monopolrenditen", wetterte Bierwirth. "Aber abgerechnet wird zum Schluss. Und der Support, den wir jetzt aus Frankfurt und vom Flughafen bekommen, deutet darauf hin, dass wir in einem mittleren Zeitraum zu einer Systempartnerschaft kommen werden. Anders wird auch das Management den Flughafen nicht weiterentwickeln können."

AUA-Co-Vorstand Peter Malanik legte bei der Veranstaltung noch ein Schäuferl nach: "Wir und nicht der Flughafen betreiben den Hub (Flughafen-Drehkreuz, Anm.), und wir betreiben eine hervorragende Drehscheibe, was die Gepäcksabfertigung und die Pünktlichkeit anbelangt, sind wir besser als andere, wir können das."

"Systempartnerschaft"

Flughafen-Wien-Chef Herbert Kaufmann reagiert auf STANDARD-Anfrage erstaunt auf die Angriffe seines Hauptkunden. Es liefen ständig Gespräche mit dem AUA-Vorstand, genauso wie es eine bestehende Systempartnerschaft gebe, die "dort, wo es geht, ständig verbessert wird".

Dass die Zeiten nach einem Closing mit der Lufthansa nicht nur rosig sein werden, betonte Bierwirth besonders: "Wir müssen Ebit-Margen erreichen, die jene der Swiss, der Lufthansa oder anderer europäischer Airlines ähnlich sind." Während der europäische Schnitt 2006/07 bei sechs Prozent lag, schaffte die AUA gerade einmal ein Prozent.

Im Jänner gab es eine um 13 Prozent geringere Nachfrage, und der Ladefaktor war um fünf Prozent unter dem Vorjahreswert, "was eine dramatische Entwicklung ist", betonte Bierwirth. Neben Gehaltskürzungen, Kurzarbeit, Aussetzen der Pensionskassenbeiträge wird den Mitarbeitern das kostenlose Parken im Parkhaus gestrichen. Führungskräfte zahlen künftig 44 Euro im Monat für den (Firmen)-Pkw. Auf der technischen Basis wird ein Gratis-Parkplatz geschaffen. Für die 15 Minuten zum Büro gibt es einen Shuttle-Bus. Bierwirth: "Man sieht, dass wir kommerziell tot sind."

Betriebsrat fordert Sozialplan


Die Belegschaftsvertreter freilich stellen Bedingungen für ihre Zustimmung zu geplanten Sparmaßnahmen: Sie wollen einen unterschriebenen Sozialplan für alle künftigen Kündigung - es wird mit bis zu 2000 Jobverlusten gerechnet. Weiters fordern sie ein konkretes Konzept, welche ergebnissichernden Maßnahmen geplant sind, also einen detaillierten Businessplan und die Abschaffung der "Parallelwelten" von AUA und Tyrolean, die jährlich 90 Mio. Euro verschlingen.

Die EU-Kommission will "in den nächsten Wochen" über den Schuldenerlass in Höhe von 500 Mio. Euro zur Umstrukturierung der Austrian Airlines bei der Übernahme durch die Lufthansa entscheiden. Das sagte ein Sprecher des EU-Verkehrskommissars am Freitag. Gegen den Schuldenerlass haben mehrere Airlines - unter anderem Air France-KLM, Ryanair und Fly Niki - Beschwerde bei der EU-Kommission eingelegt. Am 10. Februar soll ein weiteres Gespräch zwischen ÖIAG und EU-Kommission stattfinden. Brüssel hat wie berichtet erst das staatliche 200-Mio.-Euro-Darlehen genehmigt. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7./8.2.2009)