Flughafen prüft Expansion um fünf Milliarden Euro

03.10.2010 | 19:36

Mit dem deutlich steigenden Passagieraufkommen wird die dritte Piste für den Flughafen Wien wieder ein Thema. Ob diese tatsächlich gebaut wird, hängt vor allem von der Umweltverträglichkeitsprüfung ab.

Wien. Das Finanzdesaster um den neuen Terminal Skylink des Flughafens Wien, das auch schwere Erschütterungen im Management nach sich ziehen dürfte, ist noch lange nicht ausgestanden. Da zeichnet sich schon das nächste „Milliarden-Spektakel“ ab. Es geht um den „Masterplan 2020“, der weitere große Ausbauschritte vorsieht. Das Volumen: rund fünf Mrd. Euro. Darin enthalten soll allerdings auch die Hälfte der noch nicht verbauten Kosten für den Skylink sein – bis zu 500 Mio. Euro.


Ein wichtiger Teil dieses Programmes, das, wie „Die Presse“ erfuhr, bei der Aufsichtsratsklausur am 14.Oktober diskutiert wird, ist die dritte Piste. Die Kosten werden inklusive Grundstückskauf auf 1,2Mrd. Euro geschätzt. Die Start- und Landebahn, die lange geplant, wegen der Luftfahrtkrise aber hintangestellt worden ist, wird angesichts der starken Erholung im Luftverkehr wieder ein Thema. Allein im August gab es ein Passagierwachstum von 13 Prozent. Für das Gesamtjahr hat der Flughafen die Wachstumsprognose von drei auf sechs Prozent angehoben. Unter der Voraussetzung, dass es keine großen Rückschläge gibt, rechnet man 2020 mit 23 bis 32 Millionen Passagieren.

Mit der Piste, die den logischen Schritt nach dem Skylink darstellt, ist es allerdings nicht getan. Es bedarf einer Fülle von Begleitmaßnahmen. Sie reichen vom technischen Equipment über 30 Kilometer Rollfläche, 40 Kilometer Straßen, Sicht- und Lärmschutz, Waldaufforstung, Bauten für Feuerwehr und andere Sicherheitseinrichtungen bis zur teilweisen Neutrassierung der B10. In Summe sind dafür rund zwei Mrd. Euro veranschlagt.

Ein weiterer großer Brocken ist der im Bau befindliche Fernzüge-Bahnhof, dessen Kosten der Flughafen mit den ÖBB teilt. Seine Inbetriebnahme ist 2014 geplant, allerdings wurde die Baustelle wegen der Verzögerung des Skylink bis April 2013 komplett stillgelegt.

 

UVP wird 2011 erwartet

Die Entscheidung, ob die Piste tatsächlich gebaut wird, hat Zeit. Sie hängt vor allem von der Umweltverträglichkeitsprüfung ab. Das Ergebnis wird, wie Flughafen-Sprecher Peter Kleemann betont, 2011 erwartet. Deshalb erklärt er auf „Presse“-Anfrage: „Bei der Klausur geht es tatsächlich um Erweiterungen abseits des Skylink, vor allem im Office-Park und Frachtbereich, aber nicht primär um die Piste.“

Vorrang hat der Terminal, der 2012 in Betrieb gehen soll. Die Kosten wurden offiziell mit 830Mio. Euro festgezurrt. Inklusive der Schnittstellenprojekte steigen sie auf knapp eine Mrd. Euro. Die Auslagerung dieser Sonderprojekte (Gepäcksortieranlage, Passagierleitsystem) hat der Rechnungshof (RH) in seinem Anfang September vorgelegten Rohbericht heftig kritisiert.

Allein um die Kosten für den Skylink stemmen zu können, müsste der Flughafen externe Geldquellen anzapfen, meinen Insider. Zum Halbjahr hatte das Unternehmen neun Mio. Euro in der Kasse. Der Wertpapierbestand machte 65 Mio. Euro aus. Fragen nach einer Kapitalerhöhung bzw. einer Anleihe ließ Flughafen-Boss Herbert Kaufmann bisher offen.

Möglicherweise muss Kaufmann das nicht mehr entscheiden. Zwischen den Flughafen-Haupteigentümern, den Ländern Wien und Niederösterreich, gilt als ausgemacht, dass Kaufmann, der für den Skylink von Anfang an mitverantwortlich war, abgelöst wird. Entschieden soll nach der Wien-Wahl am 10.Oktober werden. Bei der Klausur am 14.Oktober dürfte jedoch noch nichts fixiert werden, heißt es im Aufsichtsrat. Gerechnet wird damit spätestens bei der nächsten ordentlichen Sitzung des Kontrollgremiums am 25.November. Nach wie vor ist offen, wie die künftige Führung aussehen soll. Der Berater Roland Berger, dessen Konzept zur Neuorganisation ebenfalls am 14. diskutiert wird, sieht ein Führungsduo vor. Ob das Finanzvorstand Ernest Gabmann und Technikvorstand Gerhard Schmid sein werden, wird bezweifelt. Die Mehrheit des Aufsichtsrats sei für einen Kompletttausch, heißt es.


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