Teure Flugtickets durch CO2-Abgabe

Von unserer Korrespondentin SUSANNA BASTAROLI (Die Presse) 07.12.2006

Klimaschutz. Fluglinien sollen Umweltabgaben für höheren Treibstoffverbrauch bezahlen.

Brüssel. Flugpassagiere könnten bald einen Zusatzpreis für Umweltschutz bezahlen müssen. Ende Dezember will die EU-Kommission vorschlagen, alle Airlines, die in Europa starten oder landen, in den Emissionshandel für das Klima-belastende Kohlendioxid (CO2) einzubeziehen. Wenn Flugzeuge mehr verschmutzen als sie dürfen, müssten sie Emissionsrechte kaufen. Das aber hätte Auswirkungen auf den Ticketpreis.

Experten gehen von bis zu 40 Euro teureren Tickets bei Langstreckenflügen aus. Zentral für die Berechnung wird sein, welche CO2-Menge Brüssel als Ausgangsbasis festlegt, also wie viele Emissionsrechte eine Airline kaufen müsste.

Skeptisch sind jedenfalls die Fluggesellschaften. "Völlig sinnlos", kritisiert Johann Jurceka, Sprecher der Austrian Airlines, das Vorhaben im "Presse"-Gespräch. Notwendig sei vielmehr die Schaffung eines gemeinsamen europäischen Luftraums. Mit der Koordination des Luftverkehrs könnte auch der Treibstoffkonsum erheblich gesenkt und somit die CO2-Emissionen reduziert werden.

Vor allem aber schäumt die US-Regierung vor Wut. Washington hat bereits gedroht, Brüssel zu klagen, falls die Klimaauflagen in Kraft treten. Denn auch US-Airlines, die in der EU starten und landen, drohen Zusatzkosten. Das widerspreche internationalen Handelsbestimmungen, protestiert die Regierung. Die Europäer würden gegen die internationale Konvention für zivile Luftfahrt verstoßen. Mit intensivem Lobbying bei EU-Regierungen versuchen die Amerikaner bereits jetzt, die Brüsseler Pläne zu verhindern.

Die EU-Staaten sind nämlich in der Frage uneins: Während aus London Zustimmung kommt, spaltet das Vorhaben die große Koalition in Berlin. In Wien hält man sich zurück: Grundsätzlich sei Österreich dafür, den Emissionshandel auf die Flugbranche auszuweiten. Vor einer Festlegung wolle man aber die Vorschläge Brüssels abwarten, erfuhr die "Presse" im Umweltministerium.

Brüssel will hart bleiben: Derzeit sei der Beitrag der Fluggesellschaften an der CO2-Verschmutzung mit knapp zwei Prozent relativ gering, durch die Zunahme des Flugverkehrs könnte er aber rasant steigen, so das Argument der Kommission. Die für den Konsumenten entstehenden Zusatzkosten seien im Verhältnis minimal.

Völlig unbeeindruckt von den US-Drohungen denkt die EU-Kommission sogar darüber nach, ihre Pläne zu verschärfen: Bereits im kommenden Jahr - und nicht erst wie ursprünglich geplant 2012 - sollten die Klimaauflagen für die Airlines in Kraft treten, verlautete aus Diplomatenkreisen.

Der Luftkrieg mit den USA wird aber auch an einer anderen Front geführt: Washington weigert sich, ausländischen Investoren eine größere Beteiligung an US-Fluggesellschaften zu ermöglichen - ein zentraler Punkt in der geplanten Liberalisierung des Luftverkehrs zwischen EU und USA. Washington würde damit einen wesentlichen Teil des "Open Skies"-Abkommen negieren, in dem es sich selbst zu einer Marktöffnung im Flugverkehr verpflichtet hatte.

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