AUA droht das Geld auszugehen

16.04.2009 | 17:33 |  HEDI SCHNEID (Die Presse)

Übernahme. Passagierzahlen im ersten Quartal im freien Fall, Fluglinie hofft auf Greifen der Sparmaßnahmen. Der drastische Nachfragerückgang verheißt nichts Gutes





Wien. Fast zwölf Stunden dauerte am Dienstag bei der AUA-Hauptversammlung das Sperrfeuer aufgebrachter Aktionäre, das in einer beinharten Abrechnung mit dem vorzeitig ausgeschiedenen AUA-Chef Alfred Ötsch gipfelte. Und ebenso lange versuchten die AUA-Vorstände Peter Malanik und Andreas Bierwirth, Zuversicht zu verbreiten, was die Zukunft der schwer angeschlagenen Fluglinie betrifft.


Ein Unterfangen, das eher nach eigener Beruhigung klang. Denn nicht nur skeptische Anleger schüttelten den Kopf, als Bierwirth appellierte: „Geben Sie uns und der AUA die Chance, mit der Lufthansa in eine gemeinsame Zukunft zu gehen, und nehmen Sie das Übernahmeangebot an.“

In der Tat liegen in der Fluglinie, beim Hauptaktionär ÖIAG und auch in Bankenkreisen die Nerven blank. Die Gefahr, dass der AUA das Geld ausgeht, bis die EU wie angekündigt im Sommer über die Übernahme durch die Lufthansa entscheidet, steigt. Zumal nach dem Megaverlust von 430Mio. Euro im Vorjahr das heurige Jahr extrem schlecht angelaufen ist. „Es ist ein Wettlauf mit der Zeit“, heißt es hinter vorgehaltener Hand in ÖIAG-Kreisen.

Passagiere bleiben aus

„Der Markt ist weggebrochen“, sagten Malanik und Bierwirth am Dienstag. Wie sehr das zutrifft, zeigen die neuesten Passagierzahlen: Minus 13 Prozent im Jänner, minus 16,4 Prozent im Februar und minus 16,5 Prozent im März – das ergibt einen Rückgang von 15,5 Prozent im ersten Quartal. Der drastische Nachfragerückgang, der sich seit dem Spätherbst 2008 beschleunigt hat, verheißt nichts Gutes für das Quartalsergebnis, das die AUA am 5. Mai veröffentlicht.

Positiv schlage sicher der Ölpreis, der im Vorjahresquartal den Hauptgrund für das Minus von 60,4 Mio. Euro darstellte, zu Buche, meinen Analysten heimischer Banken. Zudem habe die AUA ihre Kapazität um zehn bis 15 Prozent reduziert, was ebenfalls eine deutliche Kostenreduktion bringen müsste, meint Martina Valenta von der Erste Bank Group. Sie rechnet allerdings genauso wie Bernd Maurer von der Raiffeisen Centrobank (RCB) mit einem Verlust – Maurer schätzt, dass der Abgang bis März auf den 60,4 Mio. des Vorjahres liegen könnte.

Dafür spricht, dass die AUA allein im Jänner ein Minus von rund 34Mio. Euro eingeflogen haben soll, wie auf der Hauptversammlung bekannt wurde. Auch wenn man davon ausgeht, dass der Jänner in der Luftfahrt der traditionell schlechteste Monat ist, zeichnet sich ein saftiger Verlust ab.

Viel Geld hat die AUA nicht mehr in der Kasse: Von dem 200-Mio.-Euro-Überbrückungsdarlehen, das die ÖIAG der AUA schon im Dezember gab, um einen Konkurs zu verhindern, sind laut Bierwirth noch 105 Mio. Euro da. Per Jahresende verfügte die AUA zudem über 141,8 Mio. Euro an liquiden Mitteln. Der Polster ist also dünn, wenn man bedenkt, dass demnächst auch die Rückzahlung einiger Kreditlinien fällig sein soll.

Keine Geschäftsreisen

Ob sich die Lage im angelaufenen zweiten Quartal etwas entspannen wird, wagen nicht einmal Luftfahrtexperten zu prognostizieren: Zwar fällt heuer Ostern in diesen Zeitraum und normalerweise springt jetzt langsam die Reiselust an. Die Konzerne sparen angesichts der Wirtschaftskrise jedoch extrem bei den Reisekosten, womit die betuchte Business-Class-Klientel ausfällt. Das haben große Airlines, wie Lufthansa, Air France/KLM und British Airways schon deutlich zu spüren bekommen. Bei der AUA schlägt sich der Sparkurs der Firmen im Passagierrückgang auf die Domäne Osteuropa empfindlich nieder: Dort fiel die Auslastung im März um 5,9 Prozentpunkte auf 63 Prozent, was RCB-Analyst Maurer besondere Sorge bereitet.

Malanik und Bierwirth sagten, die AUA werde den Verkauf an die Lufthansa sicher erreichen. Dabei hatten sie offenbar die „Versicherung“ im Hinterkopf, dass die ÖIAG wieder einspringen würde, um das Horrorszenario eines Konkurses zu verhindern.

AUF EINEN BLICK

Die AUA verliert massiv Passagiere – im ersten Quartal gab es einen Rückgang von 15,5 Prozent – und dürfte daher wieder einen hohen Verlust machen.Das Geld bis zur Übernahme durch die Lufthansa wird knapp – die EU entscheidet erst im Sommer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.04.2009)