Komplexer Sanierungsplan soll Verkauf verhindern
Analysten in FORMAT: "Riecht nach Gesichtsrettung"
·AUA
verringert Halbjahres-Verlust
Jahresprognose wegen
Kerosinpreis gesenkt
·AUA
droht OMV offenbar mit EU-Klage
Milliardenverluste durch
hohe Preise für Benzin
·Einigung:
Mehr Geld für unsere Fluglotsen
Arbeitskonflikt um
Über-stunden scheint gelöst
Walter Barfuß, Chef der Bundeswettbewerbsbehörde, hat schon viel erlebt. Dass ihm jemand gleich zwei Klagsbeantwortungen vorlegt, noch bevor er überhaupt eine Klage in Händen hält, ist ihm aber zum ersten Mal passiert. Vor knapp zwei Wochen übermittelte ihm OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer ein fünfzehnseitiges Gutachten des Kartellrechtlers Norbert Gugerbauer sowie eine vierzigseitige Expertise der Sozietät DLA Weiss Tessbach. Mit den beiden Schriftstücken weist die OMV den zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht erhobenen Vorwurf der AUA zurück, einen "Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung" begangen zu haben.
Diesen
Vorwurf brachte AUA-Boss Alfred Ötsch offiziell erst vergangenen
Montag in der Wettbewerbsabteilung der EU-Kommission ein. "Erst
am Dienstag wurde der Akt auch an mich weitergeleitet", sagt
Walter Barfuß. Nach Ansicht der AUA hat die OMV pro Jahr um 35
Millionen Euro zu viel für Kerosin kassiert, weshalb die Airline
in Brüssel auf Unterlassung klagt und vor einem österreichischen
Gericht 115 Millionen Euro Schadenersatz fordert (siehe Kasten Seite
32).
Die AUA könnte das Geld gut brauchen. Nachdem es
bereits im vergangenen Jahr herbe Verluste gesetzt hat, kündigt
Ötsch jetzt auch für das Gesamtjahr 2006 rote Zahlen an.
Bereits im ersten Halbjahr hat die Airline 47,8 Millionen Euro
Verlust eingeflogen. "Der ganze Gewinn ist von den hohen
Treibstoffpreisen aufgefressen worden", begründet
Ötsch.
Ötsch will AUA-Verkauf verhindern
Doch
der neue Chefpilot ist mit dem ambitionierten Ziel angetreten, die
AUA vor einem (Teil-)Verkauf zu bewahren, was jetzt immer schwieriger
wird. Denn der Sprit wird nicht billiger, und mit herkömmlichen
Sparpaketen ist bei dem bereits von Ötschs Vorgänger Vagn
Soerensen drastisch heruntergesparten Unternehmen nicht mehr viel zu
holen.
Deshalb holt er jetzt zu einer tief greifenden
Totalreform aus, die er angesichts des eminenten Zeitdrucks mit einer
gewissen Cholerik umsetzt: Zeitgleich zur Klage gegen die OMV
präsentierte Ötsch der Austro Control eine Rechnung über
5,8 Millionen Euro für die durch die jüngsten Streiks
entstandenen Verspätungen.
Sanierungsplan sieht
Strukturänderung vor
Vor allem bastelt Ötsch mit dem
Betriebsrat an einem völlig neuen leistungsorientierten
Gehaltsschema für die 8.700 Mitarbeiter, die ein Fünftel
der Kosten verursachen. Gleichzeitig rüttelt er an schon lange
nicht mehr hinterfragten Strukturen des Konzerns. So hat er gerade
die Abteilungen Netzwerk und Vertrieb zusammengelegt. 22 Einheiten
sind auf zehn reduziert worden. Auch der gesamte Flugplan wird nun
auf seine Wirtschaftlichkeit überprüft. "Kosmetik
bringt uns jetzt nichts mehr", sagt Ötsch. "Wenn wir
etwas erreichen wollen, müssen wir das ganze System
ändern."
Branchenanalysten stehen Ötschs
Rettungsaktivitäten dennoch kritisch gegenüber. "Das
Ganze riecht nach einer Gesichtsrettungsaktion", meint etwa
Wolfgang Matejka von der Meinl Bank. "Die AUA kombiniert eine
Gewinnwarnung mit dem Verweis auf die Kerosinpreise und stellt dann
alles so dar, als wäre die OMV daran schuld." Die AUA wolle
offenbar um jeden Preis rein österreichisch bleiben.
und
zögere damit ihre Probleme nur hinaus, meint Matejka. Sein
Resümee: "Ich glaube, dass die AUA langfristig ohne Partner
nicht überleben wird."
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