ORF – Text       Mi    01.03.2006

 

  

  VCÖ 01.03.2006

 

  

Die Umweltsünden der Luftfahrt

Eine miserable "Ökobilanz" stellt eine aktuelle Studie des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) dem Flugverkehr aus, der die Umwelt mehr belaste als andere Verkehrsmittel. 

 

       3,7 Mrd. Euro jährlich

Demnach verursache der Flugverkehr in Österreich jährlich Kosten von rund 3,7 Mrd. Euro. Während 2,7 Mrd. Euro in den Preisen für Tickets und Luftfracht enthalten seien, werde die verbleibende Milliarde "von der Allgemeinheit bezahlt". 

    

    Die Forderungen

Der VCÖ fordert die Einbeziehung der Luftfahrt in den CO2-Emissionshandel, die Einführung einer Kerosinsteuer und einer Mehrwertsteuer auf Flugtickets sowie Grenzwerte für Flughäfen.

 

"Österreich kann hier während seiner Präsidentschaft einiges vorantreiben", erklärte VCÖ-Experte Wolfgang Rauh am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien. Er zeigte sich "optimistisch, dass bereits in zwei, drei Jahren der Flugverkehr in den Emissionshandel eingebunden sein wird". 

         

    Was eine Kerosinsteuer brächte

Eine Kerosinsteuer auf Höhe der Besteuerung von Heizöl von 9,8 Cent je Liter würde dem Staat jährliche Einnahmen von 70 Mio. Euro bringen, errechnete der VCÖ.

 

Wichtigste Aufgabe einer Besteuerung des bisher steuerbefreiten Flugzeugtreibstoffes sei aber die Abdeckung der vom Flugverkehr verursachten Klima- und Schadestoffkosten, die der VCÖ mit rund 490 Mio. Euro pro Jahr beziffert.

 

Förderungen für Luftfahrtindustrie und Regionalflughäfen für Österreich beliefen sich auf etwa 350 Mio. Euro pro Jahr. Fluglärmschäden erreichen etwa 128 Mio. Euro. 

    

    Fliegen, weil es billig ist

"Diese mangelnde Kostenwahrheit beschleunigt das ungebremste Wachstum des Flugverkehrs", verweist Rauh auf eine Umfrage von Ryanair.

 

37 Prozent der Kunden gaben darin an, sie würden wegen der niedrigen Preise das Flugzeug einer Reise im Pkw oder mit der Bahn vorziehen. 

         

   


Der CO2-Ausstoß im Vergleich

Laut VCÖ-Studie sind die CO2-Emissionen bei Kurzflügen bis 500 Kilometer mit 0,48 Kilogramm pro Personenkilometer um 60 Prozent höher als bei einem Pkw und sieben Mal so hoch wie bei einem ICE.

 

Auch beim Güterverkehr schneidet das Flugzeug schlecht ab. Je Tonnenkilometer verursacht ein Flugzeug doppelt so viele Emissionen wie ein Lkw, zehn Mal so viele wie ein Binnenschiff und 34 Mal so viele Emissionen wie die Bahn. 

    

    Viel stärkere Wirkung in großen Höhen

Im Jahr 2004 verursachte der Flugverkehr in Österreich laut VCÖ rund 1,6 Mio. Tonnen Treibhausgas-Emissionen, deutlich weniger als die 22,3 Mio. Tonnen durch den Pkw- und Lkw-Verkehr.

 

Auf Grund der großen Höhe hätten sie aber eine um das 2,7fache höhere Klimawirkung als Emissionen auf dem Boden. "Die 1,6 Mio. Tonnen des Flugverkehrs wirken so negativ wie etwa 4,3 Mio. Tonnen CO2-Emissionen des Straßenverkehrs", so Rauh. 

     

    300.000 leiden unter dem Lärm

Neben dem Beitrag des Flugverkehrs zum Klimawandel sind in der Nähe von Flughäfen auch Fluglärm und erhöhte Schadstoffbelastung ein großes Problem, führt der VCÖ weiter aus.

 

In Österreich würden 300.000 Menschen unter dem Lärm des Flugverkehrs leiden. Dauerhafter Lärm könne Stresssymptome, Schlafmangel, erhöhten Blutdruck und Herzinfarkte hervorrufen. Die Zunahme von Billigfluglinien erhöhe auch die Anzahl der verlärmten Regionen. 

    

    Massiver Anstieg

Die Zahl der Flüge in Österreich habe sich seit 1990 von 125.000 auf 310.000 (2005) mehr als verdoppelt, die Zahl der Fluggäste von 7,5 auf 20,4 Millionen beinahe verdreifacht. Im Durchschnitt fliege jeder Österreicher rund 2.250 Kilometer pro Jahr. 

       

    Vorzeigerolle Zürichs

Die bessere Bahnanbindung von Flughäfen könnte die Stickoxid-Belastung im Umkreis von Flughäfen entlasten. Rauh verweist auf das Beispiel Flughafen Zürich, wo 60 Prozent der Fluggäste mit der Bahn anreisen. In Frankfurt sind es nur 35 Prozent, in Wien nur 25 Prozent.