22.9.2004
Liebe
Frau Aschenbrenner !
Danke
für Ihr Schreiben im Zusammenhang mit der mündlichen
Anfrage an Frau StR Sima und die Kopie Ihres offenen Briefes an
LH Dr.Pröll. Ich schätze Ihr Engagement, denn das macht den
mündigen Bürger aus, der dann auch Antworten von der
Politik einfordern darf. Wiewohl dies durchaus im Umgang
höflicher Menschen miteinander erfolgen soll, was ich in der
letzten Zeit nicht von allen Schreibern erfahren habe.
Dass
ich mich nach einem sechzehnstündigen Arbeitstag noch hinsetze
und Ihnen schreibe zeigt, dass ich mich als Volksvertreter fühle
und nicht an einem Normarbeitstag orientiere. Ihr Problem
welches ich als einer unter der Westeinflugschneise Lebender
verstehen kann ist für mich klar.
Dennoch
gilt es für mich die verschiedenen Anforderungen und Interessen
der Menschen unserer Stadt abzuwägen und ausgewogen zu
vertreten. Das werden Sie nicht lesen wollen, aber ich bin als Volks-
und nicht als Interessenvertreter einer bestimmten Gruppe gewählt
worden. Und so muß ich auch nach bestem Wissen und Gewissen
handeln.
Sollten
Sie gestern in der Fragestunde anwesend gewesen sein, so haben
Sie mitbekommen, dass ich nach einem politischem Auftrag für
den Vertreter der Stadt Wien durch die sozialistische Wiener
Alleinregierung gefragt habe und als Antwort erkennbar wurde, dass
dieser Auftrag nicht vorhanden ist.
Als alleinig
verbliebener Vertreter der Wiener Oppositionsparteien im
Mediationsverfahren bin ich aber auf Ihre Unterstützung im
positiven Sinn angewiesen.
Das
Ergebnis kann allerdings nicht lauten, wir sperren den Wiener
Flughafen, denn dann ist 0-Lärm für alle, sondern wie
können wir die Nachteile so gering wie möglich halten. Als
uns einziger mitteleuropäischer Knotenpunkt von Format bei
Verkehrsnetzen ist der Wiener Flughafen für uns auch als
Umsteigeflughafen von Bedeutung. Denn Bahn und Straße führen
schon an uns vorbei und zukunftsträchtige wirtschaftliche
Standorte können sich ausschließlich nur an
Mobilitätsdrehkreuzen ausprägen. Unsere Jugend braucht das
!
Es
gilt eine Menge von Interessen abzuwägen und dann noch, sich mit
den gefundenen Kompromissen durchzusetzen. Das wird Sie vielleicht
alles nicht interessieren, Sie wollen nur Ihre Ruhe und basta. Ich
kann Ihnen dafür nicht wirklich Hoffnung machen, denn in einer
immer dynamischeren und schnelllebigeren Zeit wird Ruhe zu einem
immer kostbareren Gut.
Dennoch
gibt es auch Hoffnung. Die modernen Maschinen werden leiser, es wird
neue Anflug- und Startverfahren geben, eine dritte Piste wird den
Westlande- und Startverkehr aufteilen und vieles mehr. Und wir werden
sowohl den Flughafen, als auch die Austro Control dazu bringen,
umfassend zu informieren und danach zu handeln. Denn jeder hat
Verständnis, wenn kurzfristig wegen Baumaßnahmen
Belastungen entstehen, aber nicht, wenn er dumm sterben gelassen
wird.
Ich
hoffe Ihnen mit meinem Schreiben zu zeigen, dass wir seitens der
Volkspartei Verantwortung tragen, nicht immer allen Recht geben, die
sich überlaut artikulieren, aber dennoch die Probleme unserer
Mitmenschen ernst nehmen und uns keine Mühe zu viel ist. Bleiben
Sie bitte in Kontakt mit mir, denn ohne feed back kann auch ich nicht
immer das Optimum erreichen.
Beste
Grüße
Gerhard
Pfeiffer
ANTWORT
AUF IHR E-MAIL vom 22.Sept.2004
Sehr
geehrter Herr ÖVP-Gemeinderat Pfeiffer!
Ich
danke für Ihren Brief, denn ich schätze es, wenn jemand
ehrlich seine Meinung sagt. Darum will ich ebenso ehrlich sein wie
Sie.
In
Bezug auf den 16-stündigen Arbeitstag sind wir ja Kollegen, denn
ich kann meine Schreibarbeiten nur in der Nacht erledigen, denn
untertags bin ich voll mit familiären und anderen Dingen im
Einsatz. Aber ich bin es gewöhnt, denn bei meiner seinerzeitigen
selbständigen Tätigkeit ging es oft von 7h früh
bis 3h nachts. Außerdem sind Ihre Kollegen von den anderen
Fraktionen scheinbar auch an diese Arbeitszeiten gewöhnt
u.finden sogar noch Zeit für persönliche Gespräche mit
uns.
Ich bin
wie Sie der Meinung, daß Briefwechsel sachlich und mit
Gesprächskultur erfolgen soll.
Im
Hinblick darauf verwundert mich sehr
in
Ihrem Brief zu lesen:
in
Absatz 6: "...... kann nicht lauten, wir sperren den Wiener
Flughafen, denn dann ist 0-Lärm für alle"
Das
wurde NIEMALS u.von NIEMANDEM gefordert!
und
in Absatz 7: ".....
"das
wird Sie vielleicht alles nicht interessieren. Sie wollen nur Ihre
Ruhe und basta"
Aus
meinem offenen Brief geht eindeutig hervor, daß das
undemokratische Mediationsverfahren und der Ausbau zum
Monster-Umsteige-Flughafen kritisiert wird und der Brief soll auch
allen Verantwortlichen vor Augen führen, daß die
Betroffenen sehr wohl wissen, daß die Aktionäre der
privaten Flughafen AG zu 20% das rote Wien, zu 20% das schwarze NÖ
u. zu 10% die Mitarbeiterstiftung sind.
- Der
geplante Monster-Umsteige-Flughafen der eine Kapazität von
derzeit London Heathrow bekommen soll, liegt zu nahe an der Stadt
für diese Größenordnung und
ich teile nicht Ihre Meinung, daß das Umsteigen u.Umladen den
Wirtschaftsstandort Wien sichert:
- Er
bringt der Fremdenverkehrswirtschaft nichts
- Er
bringt nur ganz wenige zusätzliche Arbeitsplätze (wie der
Ausbau des Flughafens Frankfurt gezeigt hat, ein paar Putzfrauen
u. Umladepersonal, weil vieles automatisiert und
wegrationalisiert wird)
- Er
bringt allerdings Landegebühren für die Aktionäre der
Flughafen AG. Ein Vorstandsmitglied hat einer Bürgerinitiative
klipp und klar gesagt: Als Privatunternehmen müssen wir auf
Gewinn-Maximierung bedacht sein, solange wir nicht von der Politik
Vorschriften bekommen. Wenn aber die Politik selbst Aktionär
ist?
-
- Da
würde viel Charakter dazugehören sich Selbstbeschränkung
aufzuerlegen!- Nur, man soll die Hoffnung nie
aufgeben!
Und
nun will ich, wie eingangs erwähnt, auch ehrlich sein:
Von
verschiedenen Leuten, die von Anfang an in der Mediation waren, hören
wir, daß Sie in der Mediation
sich
gar nicht viel gekümmert haben.
Sie
sind eigentlich nur gekommen, wenn es was zu unterschreiben gab und
bald wieder gegangen.
Wenn
ich jetzt Ihren Sprachgebrauch annehmen würde, würde ich
sagen:
"...weil
Sie das vielleicht alles nicht interessiert, Sie halten Ihre
Parteilinie und basta."
Im
übrigen weiß ich nicht, wie Sie darauf kommen, sich als
einzig verbliebenen Oppositionsvertreter zu sehen??!!
Der
Frau Jerusalem haben wir es zu verdanken, daß durch ihre
Anfrage überhaupt eine politische Diskussion entstanden ist und
die FPÖ ist ja auch noch in der Mediation. Sie sind in der Sache
kein Oppositioneller, sondern ein Verbündeter.
Wenn
das vielstrapazierte Wort "Wirtschaftsstandort"
weiterhin als Argument für den Monster-Umsteige-Flughafen
verwendet wird, werden Sie
nicht
nur meine Stimme sondern sehr viele Stimmen in Wien verlieren!
Mit
freundlichen Grüßen
Eleonore
Aschenbrenner