Erklärung
der Nationalpark Donau-Auen GmbH zur Abschlusserklärung des
Mediationsverfahrens Flughafen Wien viemediation.at
1.Die
Nationalpark Donau-Auen GmbH anerkennt das intensive Bemühen der
Mediationsparteien und des Mediationsteam, in einem mehrjährigen
Prozess einen Ausgleich zwischen ökonomischen und ökologischen
Interessen beim Ausbau des Flughafens Wien zu erzielen. Er anerkennt
insbesondere die Bereitschaft der Flughafen Wien AG zum dauerhaften
Dialog mit den vom Fluglärm Betroffenen, der Einschränkung
des Nachtverkehrs und zur Finanzierung des aufwändigen
Mediationsverfahrens und der in der Abschlusserklärung
dargestellten Maßnahmen.
2.Der
angestebte Ausgleich zwischen ökonomischen und ökologischen
Interessen konnte jedoch aus Sicht des Nationalparks Donau-Auen nicht
erreicht werden. Die kontinuierliche Steigerung des Flugverkehrs, die
dem Bau einer dritten Piste zu Grunde liegt, bedeutet unvermeidlich
eine kontinuierliche Steigerung der Lärmbelastung der gesamten
Region rund um den Flughafen. Im Zuge des Mediationsverfahrens
konnten keine wirksamen Maßnahmen gefunden werden, die bei
stark steigendem Verkehrsaufkommen die Lärm-Emissionen in der
Region gleich halten oder gar reduzieren. Ein wesentlicher Teil der
beschlossenen Maßnahmen zielt daher auf eine Anpassung der
Umwelt an den Fluglärm (technischer Lärmschutz, Ablösen,
Umweltfonds).
3.Die in den
Vereinbarungen vorgesehenen Deckelungen und Einschränkungen des
Flugverkehrs beziehen sich ausschließlich auf Siedlungsgebiete
mit sehr hoher bis höchster Lärmbelastung. Für
geringer belastete Siedlungsgebiete wie auch für hochwertige
Schutz- und Erholungsgebiete wie den Nationalpark Donau-Auen sind
keine wirksamen Deckelungen vorgesehen.
4.Die
Neuverteilung der Flugrouten als Folge der Teilvereinbarung von 2003
hat dazu geführt, das Gebiete die bisher nicht oder kaum
belastet waren, nun einer wesentlichen Belastung ausgesetzt sind. Das
gilt sowohl für Siedlungsgebiete wie auch für Teile des
Nationalparks. Es besteht die Gefahr, dass bei insgesamt steigendem
Verkehrsaufkommen der angestrebte „faire regionale Ausgleich“
zu einer mehr oder weniger flächendeckenden Belastung der
gesamten Region führt, wobei diese Belastung allerdings geringer
ist als in den unmittelbaren Nachbargemeinden. Bedenklich erscheint
auch, dass die Einigung im Teilvertrag teilweise auf Kosten von
Gemeinden erreicht wurde, die im Verfahren und in den
Entscheidungsprozessen nicht vertreten waren.
5.Für
den Nationalpark Donau-Auen erscheint jede weitere Belastung durch
Fluglärm mit den Schutzzielen sowie mit den Standards, die bei
anderen Infrastrukturprojekten (S 1) angewandt werden, nicht
vereinbar. Die Belastungen beschränken sich nicht nur auf die
Auswirkungen auf Fauna und Flora, über die derzeit keine
ausreichenden Untersuchungen vorliegen. Sie bedeuten eine
offensichtliche Entwertung eines hochwertigen Erholungsgebiets, eine
schwerwiegende Beeinträchtigung des Naturerlebnisses für
ca. 1 Million Nationalpark-Besucher pro Jahr. Zudem konzentriert sich
die Fluglärm-Belastung auf jene Gebiete, die gleichzeitig die
größte Besucher-Frequenz aufweisen (Lobau, Orth).
6.Für
den Nationalpark Donau-Auen ist bei der Umsetzung der Ergebnisse des
Verfahrens weder eine Verbesserung der derzeitigen Situation zu
erwarten, noch ist eine zukünftige Beschränkung der
Belastungen gesichert. Es kann daher aus Sicht der Nationalpark
Donau-Auen GmbH keine Zusage gegeben werden, bei den anstehenden
Verfahren auf die volle Ausschöpfung ihrer Rechte als
Verfahrenspartei zu verzichten.
7.Aus dem
oben gesagten ergibt sich die Konsequenz, dass die Nationalpark
Donau-Auen GmbH keine grundsätzliche Zustimmung zum Bau der
dritten Piste und der damit verbundenen Kapazitätssteigerung
geben kann, noch bevor die Umwelt- und Naturverträglichkeit des
Vorhabens tatsächlich geprüft worden ist. Sie sieht
vielmehr einen grundlegenden Mangel des Mediationsverfahrens darin,
dass die Wachstumsziele des Flughafen im Mediationsverfahren nicht in
Frage gestellt werden konnten.
8.Die
Nationalpark Donau-Auen GmbH begrüßt die Einrichtungen von
Strukturen für einen dauerhaften Dialog zwischen dem Flughafen
und den Betroffenen. Der Wert dieses Dialogs erscheint aber nur dann
gegeben, wenn er alle Betroffenen umfasst und sich nicht nur auf
diejenigen beschränkt, die schon vor den anstehenden Verfahren
dem Bau der 3. Piste zustimmen.
Carl Manzano,
30.05.2005