Sehr geehrte Mitglieder der Mediation


In den letzten Wochen wurde von Dr. Prader ein Schreiben verteilt, in dem verschiedene falsche Behauptungen aufgestellt wurden. Aus diesem Anlaß stellen wir mit beiliegendem Newsletter richtig:

1. Herr Witt-Dörring hat sich niemals für die falschen Lärmberechnungen des Flughafen entschuldigt.

2. Es wurde niemals festgestellt, daß die Lärmberechnungen des Flughafens richtig sind. Der Flughafen hat lediglich einseitig behauptet seine Lärm-berechnungen seien richtig. Gleichzeitig hat der Flughafen jedoch bestätigt, daß es zwischen Rechnung und Messung bis zu 500% Abweichung gibt.

Auf die anderen, ebenso falschen Punkte des verteilten Schreibens wollen wir hier nicht näher eingehen.


mit freundlichen Grüßen

Witt-Dörring

Bürgerlärm gegen Fluglärm

Newsletter KW10/05 der Bürgerinitiative Bürgerlärm gegen Fluglärm

Thema heute: Lärmberechnungen des Flughafens am Beispiel Himberg.
In der kommenden Woche: Lärmberechnungen des Flughafens am Beispiel Zwölfaxing.

Dieser Artikel ist ein technischer Bericht über die Lärmberechnungen des Flughafens. So schauen die technischen Grundlagen von Europas größter Umwelt-Mediation um den Ausbau des Wiener Flughafens aus. Die moralische Bewertung bleibt jedem selbst überlassen.
Der Newsletter gibt nicht die Meinung des Mediationsforums oder anderer Bürgerinitiativen wieder. Der Newsletter kommt ausschließlich von der Bürgerinitiative „Bürgerlärm gegen Fluglärm“ und ist konform mit dem Mediationsübereinkommen. Insbesondere sei auf folgende Punkte hingewiesen:
Punkt IV. Ziffer 3) Alle relevanten Informationen, die für das Verfahren und den Verhandlungsgegenstand wichtig sind, sind offen zu legen und müssen allen Parteien zugänglich sein.
Punkt IV. Ziffer 6) ......Im Mediationsverfahren arbeiten die teilnehmenden Personen kontinuierlich, offen und fair zusammen.
Punkt XIII. Ziffer 2) Das Mediationsverfahren soll möglichst transparent und offen verlaufen, auch die breite Öffentlichkeit soll über den Verlauf des Mediationsverfahrens ständig unterrichtet werden. Jeder Partei ist es unbenommen, die Öffentlichkeit in fairer Weise über ihre jeweiligen Positionen, ihre Interessen und Anliegen zu informieren und dafür zu werben.

Die Lärmrechnung vom Wiener Flughafen für die Gemeinde Himberg:


Die Austro Control legte neue Abflugrouten fest. Offizielles Ziel sollte sein die Abflugrouten so zu gestalten, dass möglichst wenig Menschen vom Fluglärm belastet werden.
Der Flughafen berechnete für die Mediation die Auswirkungen (Lärmverbesserungen) der neuen Flugrouten. Das Ergebnis der Lärmberechnungen wurde in nebenstehender Tabelle präsentiert. Die 4471 Einwohner von Himberg sind in 1db Lärmbelastungszonen eingeteilt. Die Abbildung zeigt, dass durch die neuen Abflugrouten weniger Personen in lauten Zonen leben. Die zwei lautesten Zonen verschwinden zur Gänze.
Als Anhaltspunkt für Betrachter die mit dB nichts anzufangen wissen: Eine Verdoppelung der Schallereignisse (z.B. Starts) ergibt 3db mehr.












Die Lärmmessung vom Flughafen Wien für Himberg 2003/2004:
(Messergebnisse der offiziellen geeichten Lärmmessstelle)

2003 - 2004

01/03
02/03
03/03
04/03
05/03
06/03
07/03
08/03
09/03
10/03
11/03
12/03
Kumuliert
LDEN
47,3
46,9
47,8
46,0
46,0
46,5
46,2
45,5
46,8
46,9
45,5
45,5
46,5

01/04
02/04
03/04
04/04
05/04
06/04
07/04
08/04
09/04
10/04
11/04
12/04
Kumuliert
LDEN
46,3
47,7
47,9
47,2
49,4
49,7
48,9
48,3
51,4
48,0
48,7
47,2
48,4




Rechnung Flughafen:
<leiser
Nachgemessen:
<lauter





Abb. Neue Routen ab 18.März 2004
Messung alt: 46,6 dB /neu: 48,4 dB

Abb. Fluglärm in Himberg


Im Verfahren wurde als Grundlage von Lärmberechnungen die ÖAL (österreichischer Arbeitsring für Lärmbekämpfung) Richtlinie 24 verbindlich vereinbart.

Der Flughafen argumentiert nun, die Berechnungen wurden nach besten Wissen und Gewissen durchgeführt. Die mittlerweile unbestrittenen Abweichungen entstehen durch das von allen Parteien anerkannte Rechenverfahren.

Die Internationale Lärmexpertin des TGM Frau Dr. Lang schreibt in einem Artikel für die Flughafenzeitung "VIE Aktuell" Dez 2002 Seite 4: Unsere Berechnungen liegen 1 bis 2 dB höher als die Messungen. Wir sind also auf "der (für den Bürger) sicheren Seite".

Wie kommt es zu 5dB unterschied bei SID alt und 1,5 dB unterschied bei SID neu?
























Ursache und Auswirkung für Himberg:

Anerkannte Grundlage der Lärmberechnungen ist die ÖAL Richtlinie 24. Darin heißt es im
Punkt 4.2 An- und Abflugwege:
"Bei Berechnungen für bestehende Flughäfen sollen die Flugwege und die zugehörigen Korridorbreiten (Streuung der Flugwege) vom Flughafenbetreiber in Zusammenarbeit mit Austro Control angegeben werden; zweckmäßig werden dazu vorhandene Radaraufzeichnungen herangezogen."













Die um 5 dB überhöhten Rechnungen sind die logische Folge der Eingangsdaten. Die Radaraufzeichnungen wurden weder dem Mediationsteilnehmern von Beginn an zur Verfügung gestellt noch für Lärmberechnungen herangezogen. Sie kamen durch Zufall in unsere Hand. Vom Flughafen erhielten wir 2 Darstellungen. Die schlechten schwarzen – und die guten grünen Linien .

Für die Bewohner der Umlandgemeinden sollte sich durch die Umstellung von den schwarzen auf die grünen Linien eine Verbesserung ergeben. Dies wurde in diversen Postwurfsendungen so dargestellt. Himberg sollte sich freuen, da die Flugroute nicht mehr so zentral über den Ort führt. Rechnerisch ergibt sich daraus eine Verbesserung um -1dB bzw. -25 % .





Für Himberg bedeuten die neuen Abflugrouten statt -1dB leiser aber +2,2dB lauter und somit über 3dB Unterschied von versprochenem und eingetretenem Lärm. Dies entspricht einer Verdopplung der Flugbewegungen.

Aufgrund der erläuterten "Lärmberechnung" ist der Verein "Bürgerlärm gegen Fluglärm" schon 6 Monate vor der Einführung der neuen Flugrouten vom Teilvertrag zurückgetreten. Zum Zeitpunkt des Rücktritts waren noch keine Lärmmessungen SID-neu zur Verfügung. Es galt für die Bürgerinitiative jedoch als erwiesen, dass die errechnete Lärmreduktion nicht eintreten wird.
Dr. Prader der Prozessprovider hat Die BI „Bürgerlärm gegen Fluglärm“ daraufhin von der Evaluierungsgruppe ausgeschlossen, obwohl im Teilvertrag klar geregelt ist, dass die Mitarbeit in der Evaluierungsgruppe nicht von der Vertragsunterzeichnung abhängig ist.

Letzter Stand der Diskussion:
Der Flughafen beharren auf den Standpunkt das die Lärmberechnungen jedenfalls richtig sind.
Das Vertrauen in die Mediation ist erschüttert.

Impressum:
Bürgerlärm gegen Fluglärm
2322 Zwölfaxing