Wege
aus dem Verkehrschaos
Abflug in die Klimakatastrophe
Wenn Sie im Flugzeug Ihren Sommerurlaub antreten, setzen Sie pro Kilometer doppelt so viel CO2 frei wie im Auto, zwanzig Mal so viel wie im Zug. Dazu kommt, dass Flugzeugemissionen in luftiger Höhe eine zwei- bis viermal stärkere Treibhauswirkung haben als jene am Boden. Fliegen ist damit rund fünfzig Mal klimaschädlicher als Bahnfahren.
Auch der scheinbar harmlose Wasserdampf kann Wirkung aufs Klima haben. Aus den Kondensstreifen der Flugzeuge bilden sich häufig Wolken, die wie ein Glasdach eines Treibhauses wirken und zur Erderwärmung beitragen. WissenschaftlerInnen der University of Wisconsin verzeichneten zum Beispiel während des dreitägigen Flugverbots in den USA nach den Anschlägen vom 11. September, dass es in diesen Tagen nachts um mehr als ein Grad Celsius stärker abkühlte als durchschnittlich in den Jahren 1971 bis 2000.
Eine Trendwende der Verkehrspolitik ist unbedingt notwendig: Während Billigflieger im innereuropäischen Verkehr steile Zuwachsraten verzeichnen, wurden die Direktzüge von Wien nach Amsterdam und Brüssel eingestellt. Kein Wunder also, dass die Bahn Marktanteile verliert.
Aber wozu sich in ein Flugzeug zwängen, wenn man nach Berlin, Paris oder Rom auch bequem mit dem Nachtzug fahren kann? Oft wird oft das Zeitargument angeführt. Das ist allerdings relativ, wenn man bedenkt, dass man mit Anreise zum Flughafen, Einchecken, Flug und Verspätung oft einen halben Tag unterwegs ist, während man mit dem Nachtzug gleich nach dem Frühstück im Stadtzentrum ankommt. Voraussetzung für solche geänderten Reisegewohnheiten wäre allerdings, dass es bequeme und preisgünstige Zugsverbindungen gibt und dass das Fliegen nicht mehr mit unverschämt billigen Lockangeboten werben kann.
Auf Langstrecken gibt es wohl keine realistische Alternative zum Flugzeug. Doch wer nur deshalb nach "Dom Rep" fliegt, "weil es halt so billig ist", kann sich auch mit Spanien oder Tunesien begnügen. Das Klima und unsere Kinder werden es danken. Aber wie kann Fliegen überhaupt so billig sein?
Fliegen wird von der Allgemeinheit auf vielerlei Arten subventioniert.
Flugbenzin ist unbesteuert: Während Autofahrer für Treibstoff Mineralölsteuer zahlen und auch Strom und Diesel der ÖBB besteuert werden, werden für Kerosin keinerlei Abgaben eingehoben. Dabei könnte Österreich für Inlandsflüge und für solche in EU-Länder, die ebenfalls eine Kerosinbesteuerung wollen, diese Steuergeschenke aufheben.
Flugtickets sind steuerfrei: Während mit jeder Eisenbahnfahrkarte zehn Prozent Umsatzsteuer zu bezahlen ist, ist bei Tickets von Auslandsflügen keine Mehrwertsteuer fällig.
Billigflieger bekommen Zuschüsse: Billiglinien wie Ryan Air werden dafür bezahlt, bestimmte Regionalflughäfen anzufliegen. Finanziert wird dies - direkt oder indirekt - von der Allgemeinheit.
Subventionen für die Flugzeugindustrie: Airbus kassiert für die Entwicklung neuer Flugzeugtypen milliardenschwere Subventionen aus EU-Steuergeldern. Frage der Gerechtigkeit
Steuergelder, die nicht gerecht eingesetzt werden. Laut Statistik des Flughafen Wien reist nur jede/-r siebente/-r ÖsterreicherIn pro Jahr mit dem Flugzeug in den Urlaub. Die überwältigenden Mehrheit wird sich also in kein Flugzeug setzen. Trotzdem bezahlen wir alle die Steuergeschenke, Subventionen und natürlich die Klimaschäden. Es ist eine Frage der Gerechtigkeit, dass auch Fliegen einen fairen Preis hat.